Indigene Naturvölker haben eine viel intensivere Wahrnehmung und Beziehung zur Natur als wir „Zivilisierten“, die wir in unseren leblosen Beton- und Stahlbauten hausen, abgeschottet von jeglichem wirklichen Leben. Jenes wirkliche Leben da draußen hat nichts mit dem künstlichen und egozentrischen Leben in unseren Großraumbüros, der Großstädte oder in unserem sozialen Umfeld zu tun. Jahrtausendelang dorthin zu gehen, wo Fang- und Jagdbeute für das Überleben der einzelnen Sippen in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen, prägten den Bezug der Inuit zur Natur, zu den Tieren, zum Himmel, zu den Sternen und zur Sonne.
In Schnee und Eis überlebten die in Nordkanada und Grönland lebenden Inuit, die von ihren südlichen Nachbarn, den Indianern, Eskimos, genannt wurden jedes Wetter. Jedes Jahr geht in Grönland die Sonne nach der Polarnacht erst am 13. Januar auf. Sie zeigte sich im Jahr 2011 über der grönländischen Stadt Ilulissat aber bereits am 11. Januar. Zudem berichten die Inuit von Wetterkapriolen, wie höhere Temperaturen im Vergleich zu den Jahrzehnten zuvor und Regen im polaren Winter, statt Schnee und Eis. In einer Botschaft vom Frühjahr 2011 warnen die Inuit vor den Folgen einer Erdachsenverschiebung, die sie mutmaßlich als Auslöser für das ungewöhnliche Wetter sehen:
Die Warnungen der Inuit
(Ludy Pudluk, Elijah Nowdlak, Herve Paniaq von den Inuit an der Ostküste Grönlands)
Die Sonne ist falsch. Die Sterne sind falsch. Die Erdachse hat sich verändert. Um Seehunde zu jagen benötigen wir Tageslicht. Wir hatten nur eine Stunde Tageslicht (im polaren Winter, Anm. der Red.). Heute hatten wir zwei Stunden Tageslicht (am 21.Dezember, Tag des Sonnentiefstandes).
Diese Veränderung ist deutlich feststellbar, denn das Tageslicht ist viel höher am Horizont als sonst. Ich merke diese Veränderungen durch Beobachten der Atmosphäre. Ich habe schon immer hier gelebt und mein ganzes Leben lang die Sonne beobachtet. Der Verlauf der Sonne hat sich nicht verändert, dafür aber der Punkt, an dem sie aufgeht. Vielleicht ist die Erdachse gekippt. Wir möchten über die Sonne und die Umwelt sprechen, aber wir wissen nicht, was wirklich passiert ist. Die Sonne ging sonst sehr nah „neben“ der höchsten Spitze des Berges auf. Neuerdings geht sie „hinter“ der höchsten Spitze des Berges auf. Da die Sonne jetzt höher strahlt, bekommen wir jetzt mehr Hitze ab. Dies verändert das Klima.
Ich habe gelernt, mich anhand der Sterne zu orientieren. Aber sie sehen von hier jetzt anders aus. Wir haben festgestellt, dass sich die Positionen der Sterne verändert haben. In unserer Welt verändert sich derzeit alles: unser Land, der Himmel und die Umwelt. Die Eisschollen verhalten sich anders, was mit der veränderten Windrichtung zu tun hat. Der Wind kam normalerweise aus Norden. Wir hatten seit langer Zeit keinen Nordwind mehr. Der Wind kommt jetzt hauptsächlich aus Osten; sogar Südwind gibt es ab und zu, was sonst nie der Fall war. Der strenge Ostwind bringt sehr schlechtes Wetter mit (was Jagd und Fang von Tieren erschwert, Anm. d. Red.).
Quelle: conrebbi: youtube.com/watch?v=37RT2u9sA_Q#t=102
Die indigenen Völker sind das spirituelle Vermächtnis für die ganze Menschheit
Noch 150.000 Einwohner zählen die indigenen Volksgruppen, die im arktischen Zentral-und Nordostkanada sowie auf Grönland leben. Man nennt sie oberbegrifflich Inuit. Sie überlebten die letzten Jahrtausende durch ihre ausgeprägte Jagdkultur, die bis Mitte des 20. Jahrhunderts andauerte. Hauptsächlich ernährten sie sich von Meeressäugern wie Robben, Walrossen, Wale und Eisbären, aber auch von Landtieren (Karibus). Außer der Jagd betrieben sie Fischfang und sammelten Früchte. Da ihr Überleben von hauptsächlich jagdbaren Tieren abhing, waren sie auf eine nomadische Lebensweise angewiesen. Durch die Eroberung Amerikas durch die Europäer ging auch für die polaren Naturvölker die traditionelle Lebensweise brutal zu Ende. Da Nomaden in einem ursprünglichen Rhythmus leben, der sich eng an den saisonalen Schwankungen der Natur in ihrer Heimat ausrichtet, welche aufgrund des Aufteilens der Ländereien von den Herrschenden stark eingegrenzt wurde, konnten sie sich plötzlich von ihren gewohnten Nahrungsmitteln nicht mehr ernähren. Sie mussten sesshaft werden – oder weggehen, um Jobs zu suchen – was ihrer traditionellen Lebensweise vollkommen entgegen steht. Sie wurden gezwungen, die nach westlichem Empfinden sog „zivilisierte“ Lebensweise anzunehmen, in der ein Austausch nur noch mit Geld möglich war. Einige der vielen Folgen der erzwungenen Veränderungen für die Inuit, wie für viele andere indigene Völker waren Depressionen, Alkoholismus, Selbstmord.
Hören wir auf die indigenen Völker ob ihrer naturverbundenen Lebensweise und spirituellen Weltanschauung. Sie sind das spirituelle Vermächtnis für die ganze Menschheit und wir sollten ihnen zuhören um wieder zu lernen, Botschaften unserer Natur zu empfangen, sie zu achten und zu respektieren.
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Über den Autor:
Alex Miller, Mystiker, Autor, Life Coach und Hypnotherapeut lebt am Rande der fränkischen Alb im Nürnberger Land. Er wurde bekannt mit seinem Blog »Gehvoran«, den er zwischen 2010 und 2022 schrieb. Neben Spiritualität, Esoterik und Psychologie gilt sein Interesse der germanischen Mythologie und der Lebensweise unserer Vorfahren. Seiner Überzeugung nach sind sowohl in den alten Mythen als auch in der archaischen Lebensweise viele Lösungen für die heutigen Probleme zu entdecken.