Die Matrix der Simulationshypothese

Die Simulationshypothese ist die Vorstellung, dass das, was wir als physikalische Realität wahrnehmen, tatsächlich eine erzeugte Simulation ist – ähnlich einem sehr komplexen Videospiel, wie es der Film Matrix zeigt. Der Computerwissenschaftler Rizwan Virk ist davon überzeugt, dass die Chance sehr hoch ist, dass wir tatsächlich in einer Simualtion leben. Während die Simulationshypothese anfangs lediglich im Bereich der Science Fiction zu finden war, wurde sie von Stephen Hawking durchaus ernst genommen. Sowohl Elon Musk als auch Matrix-Hauptdarsteller Keanu Reeves selbst sind Befürworter der Simulationshypothese.

Keanu Reeves sagte, dass die Matrix ein holografisches Universum ist, das uns von denen projiziert wird, die uns kontrollieren wollen. „Die Menschheit wurde auf diese Weise seit Jahrtausenden unterdrückt und kontrolliert. Wir denken, dass es real ist, aber in Wirklichkeit ist es nur ein Film, der dem kollektiven Bewusstsein vorgespielt wird und sich als Realität präsentiert.“

Um zu erklären, dass wir in einer simulierten Matrix leben könnten, greift Rizwan Virk, der seine These in seinem Buch The Simulation Hypothesis näher erläutert, unter anderem auf die Quantenphysik zurück. Laut der heisenbergschen Unschärferelation können sich Partikel gleichzeitig in zwei gegensätzlichen Zuständen befinden, solange sie nicht beobachtet werden – erst dann nehmen sie einen der beiden Zustände an.

Schrödingers Katze: Erst aus Beobachtung wird Realität

Wohl eine bessere Art, das zu Verstehen, ist die inzwischen berüchtigte Schrödingers Katze“, erklärt Virk. Bei diesem Gedankenexperiment wird eine Katze in einer Box mit radioaktivem Material eingesperrt. Wir gehen natürlich davon aus, dass die Katze entweder tot oder lebendig ist. Wir wissen es aber nicht, denn wir haben noch nicht in die Box geschaut. Doch laut der Quantenphysik ist die Katze gleichzeitig sowohl tot als auch lebendig – bis wir die Box öffnen und sie tatsächlich beobachten.

Daraus leitet Virk die Hypothese ab, dass das Universum wie ein Videospiel zum Sparen von Rechenleistung nur diejenigen Dinge errechnet und anzeigt, die auch tatsächlich betrachtet werden. Bei einem Videospiel ist es nur der Bildschirmausschnitt, den wir sehen. In der Realität ist es nur das, war wir sehen oder mit unseren Sinnen wahrnehmen können. Welchen Zustand ein Partikel hat, wird daher nicht berechnet, wenn es nicht betrachtet wird, so wie in einem Spiel etwas nicht berechnet wird, wenn es nicht angezeigt wird. Und das würde darauf schliessen, dass unsere Welt nur eine Simulation eines Computers ist. So könnte es sich für ihn um eine simulierte Welt handeln, ähnlich wie ein hochentwickeltes Videospiel, und „es könnten Wesen (und/oder Prozesse) außerhalb dieser Welt existieren, die alles, was wir tun, beobachten“Bild.de

Virks Analyse zeigt auch, dass die Simulationshypothese ein wissenschaftliches Modell für die Dinge liefern kann, die uns Propheten und religiöse Texte seit jeher erzählt haben:

Die östlichen Religionen gehen davon aus, dass die Welt um uns eine Illusion ist und dass all unsere Handlungen aufgezeichnet werden und in diesem oder im nächsten Leben Auswirkungen haben. Wie in einem Traum laden wir Körper herunter, um in jedem unserer verschiedenen Leben unterschiedliche Rollen zu spielen. Wir häufen Karma an und erhalten Scores auf gute Taten, bis wir in einer Zwischenwelt während des Sterbeprozesses unser Leben noch einmal vorgespielt bekommen, wie in einem 360 Grad Film. Dies wird in ähnlicher Weise von zahlreichen Menschen beschrieben, die Nahtoderlebnisse hatten.

Wenn wir in einem neuen Körper inkarnieren, haben wir alles bisherige vergessen. Doch Karma, Ursache und Wirkung, bleiben auf einem unsichtbaren Server gespeichert. Das bedeutet außerdem, dass wir zwar glauben, wir hätten im jetzigen Leben den freien Willen, doch wird dieser von den Vorleben massgeblich mit beeinflusst. Nur können wir uns nicht mehr daran erinnern, also empfinden wir es subjektiv so, als könnten wir uns immer frei entscheiden. Ähnlich wie in einem Videospiel.

Die Simulationshypothese erklärt das Unerklärliche

Im Buddhismus geht es darum, die illusorische Natur der Welt um uns herum zu erkennen – als ob wir in einem Traum wären. In den tibetischen Traditionen gibt es sogar Übungen, deren Ziel es ist, zu erkennen, dass wir uns in einem Traum befinden, während wir schlafen.

In einem Multiplayer-Spiel wie Second Life oder Minecraft werden Objekte erstellt, die aus Rohmaterialien bestehen, die eigentlich nur aus Pixeln bestehen. Pixel bestehen aus Informationen, die beim Rendern mit Licht beleuchtet werden. (Beim Rendern geht es darum, Pixel basierend auf unterschiedlichen Werten zu beleuchten, um verschiedene Farben darzustellen – um aus einem dunklen Bildschirm eine „Welt“ zu machen.) Was als permanente Dinge erscheinen, sind nur dann sichtbar, während die Server aktiv sind. […] Unabhängig von der jeweiligen Interpretation von Reinkarnation besteht kein Zweifel daran, dass es wie ein sehr raffiniertes Videospiel aussieht, mit einer gerenderten Welt, in die wir „eintreten“ und in der das Bewusstsein bei der Geburt in einen Körper hochgeladen wird. Rizwan Virk

Während die Metapher eines Traums oder einer Fata Morgana seit Jahrtausenden verwendet wird, wurde das, was dies aus Sicht der Wissenschaft tatsächlich bedeuten könnte, noch nie vollständig erforscht. Das bedeutet, dass das, was wir für real halten, tatsächlich eine Art Projektion ist – wie ein Film oder eher ein interaktives synthetisches Erlebnis, das an einen Traum erinnert. In der heutigen Terminologie würden wir sagen, es ist wie ein Videospiel!

Im Buddhismus besteht das Ziel, Erleuchtung zu erreichen, um vom Reinkarnationsrad aussteigen zu können. In der Tat bedeutet Buddha wortwörtlich „der wach ist“. So wie die „rote Pille“ aus der Matrix Neo aus seiner illusorischen Realität aufweckt, wurden die Praktiken der Meditation von den Weisen im Laufe der Jahre zu einem einzigartigen Zweck erstellt: Um uns aus der illusorischen Natur der Realität um uns herum aufzuwecken!

Elon Musk ist sich sicher, dass wir in einer Simuation leben

Computerpionier Konrad Zuse hielt es bereits 1945 für möglich, dass das Universum als digitale Maschine verstanden werden kann, für ihn waren die Kernelemente seines digitalen Universums räumlich begrenzte Strukturen, die sich im rechnenden Raum fortpflanzen. Durch den Philosophen Nick Bostrom wurde die Simulationshypothese später bekannt, in einem Denkmodell ist für ihn die wahrscheinlichste These von insgesamt drei, dass wir in einer Computersimulation leben. Elon Musk ist der wohl populärste Vertreter der Simulationshypothese:

Er betont die enormen Fortschritte von Videospielen seit ihren Anfängen, dem simplen Pong mit zwei Rechtecken und einem Punkt, der hin- und her bewegt wird bis zu den nur 40 Jahre späteren fotorealistischen Animationsspielen, die von Millionen Spielern simultan online gespielt werden. Diese werden von Jahr zu Jahr besser und besitzen ein enormes Potenzial virtueller Realität, menschliches Leben und die Natur ununterscheidbar von echtem Leben zu simulieren. Das gilt auf lange Sicht gesehen selbst dann, wenn der technische Fortschritt beispielsweise um den Faktor 1000 reduziert wäre.

Ein solcher Entwicklungsprozess kann nach Auffassung Musks bereits in der Vergangenheit abgelaufen sein und dazu geführt haben, dass wir heute in einer Simulation leben.

Im Gegensatz zu Bostrom glaubt Musk, dass es nur eine eins-zu-mehrere-Milliarden Chance gibt, dass wir nicht in einer Simulation leben. Nach seiner Überzeugung gibt es Milliarden von simulierten Universen, die nicht unterscheidbar von unserem sind. Wir sind in einem davon. Musk kommt zu der Überlegung: „Wenn Zivilisationen nicht mehr fortschreiten, kann das auf Grund eines katastrophalen Ereignisses, das eine Zivilisation auslöscht, geschehen.“ Daher seine Folgerung: „Entweder wir erschaffen Simulationen, die nicht unterscheidbar von der Realität sind, oder Zivilisationen werden aufhören zu existieren.“ Wikipedia

Für Keanu Reeves hingegen sind es keine Computer, die uns aus der simulierten Welt befreien, sondern nur wir selbst:

Es ist ein spiritueller Wandel der stattfindet – keine Computersimulation. Steckt eure Brieftaschen wieder zurück in eure Taschen. Das hat nichts mit Geld oder Computern zu tun. Es ist ein spiritueller Wandel, der stattfinden muss, kein „Hack“.

Copyright: © Alex A. Miller

Bilder: Adobe Stock

Weitere Quellen und Infos zur These von Rizwan Virk
hackernoon.com/religion-and-the-simulation-hypothesis-is-god-an-ai-part-i-e2ac0016ca1e
hackernoon.com/religion-and-the-simulation-hypothesis-part-2-is-karma-a-questing-algorithm-e7cd63a5dbe2

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