Weihnachten markiert mit dem Beginn der Rauhnächte die magischste Zeit des Jahres, voller Wünsche und Träume, und gilt als eines der wichtigsten Feste in unserem Kulturraum. Dabei wird gerne übersehen, dass Weihnachten im Ursprung ein germanisches Fest ist. Zur Sonnenwende am 21. Dezember feierten unsere Vorfahren das Julfest, gedachten und „huldigten“ der Himmels- und Erdgöttin Hulda/Huldr/Holle, der auch Göttin Freya entspricht. In der „weihevollen Nacht“ gebar sie das Sonnengottkind Balder, das noch eine zentrale Rolle bei den Germanen einnehmen wird. Von Freya wurde über Hulda und Frau Holle im Laufe der Zeit das Christkind!
Schutzengel entstammen der germanischen Spiritualität
Freya fuhr in ihrem langen blonden gelockten Haar mit ihrem Wagen durch die Dörfer, um die Kinder zu beschenken und Kranke zu heilen. Ihr Begleiter und Geliebter Odin/Wotan brachte Geschenke, die er Wochen zuvor von Reicheren eingeholt hatte. Die Ähnlichkeit der heute sich darstellenden Christkinder auf den Weihnachtsmärkten zu Freya ist also keineswegs ein Zufall, und so wurde aus der germanischen Himmels- und Erdgötting Freya (Hulda/Huldr/Holle) später das Christkind. Letztendlich sind sämtliche christliche Feierlichkeiten, Symbole und Figuren den germanischen und keltischen Ursprüngen entnommen, kopiert und verdreht. Selbst Engel entstammen der germanischen Spiritualität. Denn Ihrem Glauben zufolge hat jeder Mensch von Geburt an einen weiblichen Schutzgeist, genannt „Fylgja“. Fylgia ist so etwas wie die Überseele, die über uns wacht und beschützt. Jede Seele hat einen individuellen metaphysischen Schutzgeiste in Frauengestalt, eine Art Schicksalsgöttin.
Werden Engel basierend auf dem christlichen Hintergrund immer in weiblicher Gestalt dargestellt, so widerspricht sich dies an sich schon mit der Bibel. Denn dort wird kein einziger weiblicher Engel beschrieben, diese sind dort auch keineswegs geschlechtsneutral, sondern immer männlich! So wurde vom Christentum alles „Weibliche“ bewusst unterdrückt und verniedlicht und es sollte dabei geschickt in Vergessenheit geraten, dass die Germanen die Frauen hoch schätzten und gar als heilige Wesen mit Sehergabe verehrten, wie es der römische Schreiber Tacitus in seinem Werk „Germania“ festhielt.
Der Frau-Holle-Teich (hier im Bild) liegt an der Ostflanke des Bergmassivs Hoher Meißner. Den Sagen nach ist der Frau-Holle-Teich unendlich tief und Eingang zum Reich der Frau Holle. Hier soll sich ein silbernes Schloss mit Garten und vielen Blumen sowie Obst und Gemüse befinden, die sie freigiebig vor allem an Frauen und Mädchen verschenkt. Der Frau-Holle-Teich ist nachweislich sehr alt, denn es wurden dort Golddukaten aus der Zeit des Kaisers Domitian (81 bis 96 n. Chr.) gefunden. Die Brüder Grimm besuchten den Frau-Holle-Teich im frühen 19. Jahrhundert und erwähnten ihn auch in ihren „Deutschen Sagen“.
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Die Wiederkehr der lebensspendenden Macht
Göttin Freya galt als die höchste Göttin der Germanen und erfuhr vor allem in kalten nordischen Gefilden einen großen Zuspruch der ländlichen Bevölkerung. Als Göttin der Liebe fährt sie in einem Falkengewand in einen von Wildkatzen gezogenen Wagen und bringt Fruchtbarkeit über das Land. Sie hat die Eigenschaft, unfruchtbaren Frauen Kinder zu schenken und Menschen zu heilen. Sie hat aber auch die Macht über den Tod. Freya sorgt für reiche Ernten, ist bei entsprechender Stimmung aber auch mit ihrem „Kitzen-Wagen“ bei stürmischer Nacht bereit, Unheil zu bereiten. Freya vereint all das Weibliche in sich: Das Lebensspendende, aber auch das Zerstörerische. Liebesgöttin und Göttin des Kampfes. Heilige und Hure. Wie wir aus der germanischen Mythologie wissen, haben die Götter sehr menschliche Züge und sind keineswegs „perfekt“, was sie eben auch so sympathisch macht!
Durch ihre unumstößliche Verbindung zur Erde verdammte das Christentum Freya schließlich zu einer niederen Dämonin. Sie und alle anderen Götter durften nach dem Fällen der Donar-Eiche durch Bonifatius nicht mehr angebetet werden – bei Todesstrafe! Dennoch lebte die Himmels- und Fruchtbarkeitsgöttin Hulda/Freya in den Erzählungen weiter: Die Gebrüder Grimm ließen Frau Holle in ihrem gleichnamigen Märchen wieder aufleben und brachten so zum Ausdruck, dass sie eine gutmütige lebensspendende Macht innehat, die es gilt, den Menschen wieder bewusst zu machen. Den Frauen gleichermaßen wie den Männern unserer Zeit!
Um den Germanen ihre Götter in ihrem Ansehen Schritt für Schritt madig zu machen, ließen die Missionare und Kirchenobersten nichts unversucht, um ihnen einen Stempel des Negativen aufzudrücken. Und was kann schon negativer sein als der mutmaßlich schrecklichste Ort „nach“ dem Tod? Aus Göttin Hulda, Huldr oder (Frau) Holle kreierte das Christentum einen Bezug zur Hölle, genauso wie auch „Helheim“, das Totenreich der germanischen Mythologie des Weltenbaumes Yggdrasil, zur Hölle gemacht wurde (engl.: Hel = Hölle). Die Germanen kannten jedoch nicht mal ansatzweise so einen Ort wie die Hölle, dieser entspringt alleine der christlichen Religion.
Aus dem germanischen Gott Balder wurde das Jesuskind
Dem von Freya in der „geweihten Nacht“ wiedergeborenen Gott Balder wurde vom Christentum die Figur des Jesuskindes übergestülpt (und ob Jesus in der uns heute bekannten Form existierte ist wieder ein anderes Thema). Balder ist der wohl friedfertigste und beliebteste Gott in der germanischen Mythologie. Er ist der Gott der Reinheit, Tugendhaftigkeit, Gerechtigkeit, Schönheit und des Lichts. Sein Geburtstag am 21. Dezember symbolisiert das wiederkehrende Licht der Erde zur Sonnenwende. Ihm fällt in der germanischen Mythologie eine ganz besondere Schlüsselrolle zu, da sich seit seinem gewaltsamen Tod die Welt nicht mehr im Gleichgewicht befindet und sich daraufhin Ragnarök ankündigt.
Als Balder auf seinem Schiff auf einem Scheiterhaufen bestattet wird, bricht seine Gemahlin Nanna an gebrochenem Herzen tot zusammen. So sticht das brennende Schiff mit den Leichnamen von Balder und Nanna, beide nebeneinander liegend, in See. Aber Balders Tod war nur der Anfang einer neuen Epoche, die an Ragnarök ihren Lauf nimmt. In jener epischen Schlacht zerstören sich Götter, Riesen, Menschen und Monster gegenseitig und weihen die Welt dem sicheren Untergang. Doch es wurde auch prophezeiht, dass die Lichtgestalt Balder am Ende des Ragnarök aus dem Totenreich Helheim wiederkehren und mit seinem Glanz das Zeitalter einer neuen Welt einleiten wird. So steht Weihnachten, die Wiedergeburt Balders, für einen Neuanfang: Für das Licht in jedem Menschen und für den Glauben an eine friedliche Zeit aller Völker und Nationalitäten auf Erden, voller Gerechtigkeit, Schönheit und Wunder.
Beitragsbild oben und Bild unten (Grenzstein): Fotolia.com
Über den Autor:
Alex Miller, Mystiker, Autor, Life Coach und Hypnotherapeut lebt am Rande der fränkischen Alb im Nürnberger Land. Er wurde bekannt mit seinem Blog »Gehvoran«, den er zwischen 2010 und 2022 schrieb. Neben Spiritualität, Esoterik und Psychologie gilt sein Interesse der germanischen Mythologie und der Lebensweise unserer Vorfahren. Seiner Überzeugung nach sind sowohl in den alten Mythen als auch in der archaischen Lebensweise viele Lösungen für die heutigen Probleme zu entdecken.