Zu den schönsten alten Gebräuchen und Riten unserer Vorfahren und Ahnen, die auch heute noch gerne praktiziert werden, gehört eindeutig das Räuchern. „Räuchern“ wird das Verbrennen oder Verglühen von Kräutern oder Harzen genannt und gehört zu den germanischen Bräuchen, die besonders zur Sommersonnenwende um den 20./21. Dezember zelebriert wurden und die Christianisierung überlebt haben. Vor allem in den Rauhnächten war es üblich, Häuser und Ställe auszuräuchern, um Dämonen und böse Geister zu vertreiben. Die keltischen Druiden hängten Kranken Räucherpflanzen übers Bett, damit sie die heilenden Duftstoffe der Pflanzen einatmen und dadurch genesen konnten.
Der Geruchssinn ist übrigens der einzige Sinnesreiz, der es uns nicht ermöglicht rational zu filtern. Das bedeutet, dass Gerüche direkt an unsere Gefühle gekoppelt sind! Bestimmte Gerüche, vor allem jene, die wir aus unserer Kindheit positiv in Erinnerung haben, sind besonders markant und berühren unser Herz – unser Leben lang.
Wo kommt das Räuchern her?
Räuchern ist ein alter Brauch, den es vermutlich schon so lange gibt, seit dem der Mensch das Feuer entdeckte und hat nicht nur mit den unterschiedlichen Gerüchen zu tun. Indigene Völker wie einst die Germanen, Kelten und Slawen bei uns in Eurpoa hatten früher noch einen ganz besonders engen Bezug zur Natur und kannten die heilenden und energetischen Wirkungen von Pflanzen und Kräutern, Harzen und Hölzern. Das Räuchern fand seinen Ursprung vermutlich an den Lagerfeuern, als man feststellte, dass verbrennende Kräuter, Holze und Harze nicht nur bestimmte Gerüche abgaben, sondern auch besondere Wirkungen erzielten.
Es wurde geräuchert, um magische Rituale zu zelebrieren, beispielsweise zu Ehren der Götter, für Fruchbarkeit, zur energetischen Reinigung oder zum Schutz gegen Dämonen und böse Geister. Aber auch für ganz banale Zwecke wie der Vertreibung von Insekten wurde der geruchsintensive Qualm eingesetzt. Ebenso wurde geräuchert, um Räume und Orte zu desinfizieren, Krankheiten zu heilen, zu meditieren und die Stimmung aufzuhellen. Durch den würzigen, süßlichen oder bitteren Rauch wird nicht nur der Geruchssinn angeregt und betört, das Auge kann den aufsteigenden Qualm beobachten und sich mit ihm dabei energetisch und visuell verbinden, erwünschte Wirkungen können somit auch bildlich wunderbar intensiviert werden.
Räuchern, aber wie?
Mit Räucherkohle und einem feuerfesten Gefäß:
Hierfür ist ein feuerfestes Gefäß notwendig, beispielsweise aus Speckstein, dass mit Sand zu befüllen ist (oder ein Räuchergefäß wie hier auf dem Bild/Link). Darauf wird nun die Räucherkohle gelegt und vorsichtig angezündet. Das gibt zunächst einige harmlose Funken und dauert ein paar Momente, bis die Kohle zu glühen beginnt. Glüht diese, sollte man sie mit etwas Sand bestreuen (muss man aber nicht). Jetzt kann die Räucherkohle mit Kräutern und Harzen beliebiger Art bestreut werden und es wird mit dem Räuchern begonnen. Da die Kräuter und Harze mit der Zeit verbrennen, kann man beispielsweise mit einer Pinzette oder einem anderen feuerfesten Gegenstand die verbrannten Kräuter von der Kohle schieben, um wieder neue Kräuter daraufzulegen – gerne naürlich auch wechselnde.
Mit einem Siebgefäß:
Eine etwas „moderatere“ Art und Weise zu räuchern, sozusagen „Räuchern-light“, ist ganz einfach möglich, indem man ein Siebgefäß benutzt. Dies hat den Vorteil, dass die Kräuter über dem Teelicht nur erhitzt werden und es nicht all zu sehr qualmt, weil die Kräuter nicht direkt mit dem Feuer in Berührung geraten. Aber auch so entfaltet sich ein schöner intensiver Geruch, denn durch die aufsteigende Hitze des Teelichts verglimmen die Räucherstoffe gefahrlos und auf sanfte Weise. Mit dem traditionellen Räuchern das diese Form jedoch nicht viel zu tun.
Die besondere Energie beim Räuchern
Mit was auch immer du räucherst, am Effektivsten ist es, wenn du dir bei der Zeremonie die gewünschten Energien vorstellst, die durch die verbrennenden Substanzen erzeugt werden. Kräuter, Harze und Hölzer sind nicht nur irgendwelche toten pflanzlichen Gegenstände, sondern sie sind beseelt durch die Erde und das Leben. Wenn du noch etwas tiefer gehen willst, stelle dir die Pflanzendevas vor, die durch das Feuer aus ihrer Materie gelöst werden. Beobachte den Rauch, wie er bis in die letzten Ecken deiner Wohnung oder deines Hauses vordringt und nehme dabei den Geruch wahr. Wenn du möchtest, benutze eine Klangschale oder eine Trommel und rüttle die alten Energien, die du umwandeln willst, richtig auf und transformiere sie durch den Rhythmus der Trommel und dem klaren Klang der Schale.
„Sei dir bewusst, dass du die Kraft hast, nicht mehr dienliche Energien zu wandeln. Deine Intuition wird dich führen, wenn du sie lässt. Das Wichtigste für eine gelungene Hausreinigung bist DU und deine bewusste Absicht. Nichts ist stärker als sie! Der Geist beherrscht die Materie. Nicht andersherum. Und du bist der Geist, geboren in die Materie und fähig Materie zu wandeln! Georg Huber“
Übersicht der bekanntesten Räucherungen und ihre Wirkungen
Alantwurzel: Stressabbau, Harmonie, Schutz gegen Dämonen und krankmachende Einflüsse, stimmungsaufhellend (angenehmer warmer Duft)
Angelikawurzel (Engelwurz): „Engelskraft“, Licht, Mut, Selbstvertrauen, erhellend, erdend (kräftiger erdiger Duft)
Baldrianwurzel: Lust, Wildheit, Körperzentriertheit, Kraft, entkrampfend, entspannend, beruhigend (würzig intensiver Duft)
Beifuß: Energie, Lebenskraft, Reinigung, entspannend, beruhigend, wärmend (bittersüß, warm-erdiger Duft) – Beifuß ist eine Schamanenpflanze und wurde bereits bei Germanen und Kelten bei Ritualen verwendet.
Damiana: Lebenfreude, Leidenschaft, Leichtigkeit, Sinnlichkeit, Aphrodisiakum, erfrischend, anregend, bewusstseinserweiternd (krautig, süß-holzig, sehr intensiv und speziell – daher lieber mit einer kleinen Dosis anfangen, am besten mit anderen Kräutern mischen)
Eichenmoos: Sicherheit, Selbstvertrauen, Transformation, erdend und ausgleichend
Eisenkraut (Verbene): Bewusstseinserweiternd, Konzentration, Reichtum, Schutz (intensiver, krautiger, würziger Duft) – Als magisches Heilkraut wurde Eisenkraut von Druiden und Hexen verwendet
Fenchel: Erfrischend, tröstend, entspannend (frischer, fruchtiger anisartiger Duf)
Fichtennadeln: Freiheit, Reinigung, Kraft, Konzentration, Schutz (typisch waldiger Duft)
Holunder: Schutz, Ahnenkraft, göttliche Nähe (blumig-würziger, süßlicher Duft) – Der Holunder war für die Germanen die heiligste und magischste Pflanze überhaupt, da sie mit Göttin Hulda/Huldr/Freya in Verbindung steht und namensgebend ist. Holunder mischt sich gut mit Johanniskraut
Hopfenblüten: Entspannung (Baldrian-ähnlicher Duft, wenig verwenden!)
Johanniskraut: Vertrauen, Stressabbau, bewusstseinsöffnend und stimmungserhellend (warmer, frischer, blumiger Duft)
Kamille: Geborgenheit, Schutz, beruhigend, erdend (warmer Kräuterduft)
Lavendel: Klarheit, Reinigung, Ausgeglichenheit, Sanftmut, belebt und erfrischt (frischer süsslicher Duft)
Lorbeerblätter: Reinigung, Reinheit, Weissagung, Wahrnehmung (würziger-herber Duft). Lorbeerblätter stehen in der griechischen Mythologie für Extase
Melisse: Entspannung, Aphrodisiakum, Schutz, stimmungsaufhellend (zitrusähnlicher Duft)
Mistelkraut: Transformationskraft, Veränderung, Schattenarbeit (Schatten/Licht) (mild-würziger Duft)
Nelke: Intuition, Kreativität, anreged & erwärmend (sehr intensiver würzig-feuriger Duft)
Palo Santo: ist ein magisches Holz aus Südamerika und das heilige Holz der Schamanen, es ist DAS Schutzholz gegen Dämonen & negative Gedankenspiralen schlechthin! Bezieht man eine neue Umgebung, ist Palo Santo auch hervorragend zur Klärung der dortigen Energien geeignet – (angenehmer warmer aromatisch-holziger Duft, eines meiner Lieblingsräucherungen!)
Patschouli: Erdung und Urvertrauen, Kraft und Selbstvertrauen, Sinnlichkeit und Erotik (intensiver sehr intensiv-erdiger Duft)
Rosenblütenblätter: Aphrodisiakum, beruhigend, entspannend, herzöffnend (blumig-süßer Duft)
Rosmarin: Veränderung, Tatkraft, Selbstvertrauen, reinigend und klärend, erfrischend und aufmunternd (würzig-frischer Duft)
Salbei: Reinigung (Räume und Aura), Klärung, Kraft, Schutz gegen negative Einflüsse aller Art (intensiver aromatisch-harziger Duft)
Sandelholz/weiß: Entspannung, Geborgenheit, Ruhe, Meditation (weicher balsamischer und leicht-angenehm würziger Duft)
Thymian: Konzentration, Selbstvertrauen, Durchsetzungskraft (sehr herb-würziger Duft)
Wermut: Schutz, Liebe, Erotik, Kraft, bewusstseinserweiternd (warm-würziger Duft)
Zedernspitzen: Entspannung, Vitalität, Lebenskraft, Wohlstand, Kraft (süßer waldiger Duft)
Über den Autor:
Alex Miller, Mystiker, Autor, Life Coach und Hypnotherapeut lebt am Rande der fränkischen Alb im Nürnberger Land. Er wurde bekannt mit seinem Blog »Gehvoran«, den er zwischen 2010 und 2022 schrieb. Neben Spiritualität, Esoterik und Psychologie gilt sein Interesse der germanischen Mythologie und der Lebensweise unserer Vorfahren. Seiner Überzeugung nach sind sowohl in den alten Mythen als auch in der archaischen Lebensweise viele Lösungen für die heutigen Probleme zu entdecken.